Beschreibung
Petr Manteuffel
Der Mann, der die Frauen-Europameisterschaft gewann
Roman
September 1938 im Zug nach Hannover: verhaftet wird die beste deutsche Hochspringerin. Aufgefallen den Mitreisenden durch maskulines Äußeres. Tatsächlich ist sie nach damaligen Vorstellungen ein Mann. Wie über(lebt) jemand in so prominenter Position ein totalitäres System? Auf einer Odyssee durch Gefängnisse und Krankenanstalten lernt sie/er die Ausgestoßenen des Systems kennen. Er/ sie wird zum Spielball einer Gesellschaft skurriler Figuren, deren Wege im Verbrechen sich kreuzen:
So wie Reinhard Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamts, nazistischer Befehlshaber in Prag, und – Mitglied der deutschen Fechtermannschaft. Oder die Ärzte: Hitlers Leibarzt Morell, ein Morphinist, der in Prag den Medikamentenschrank plündert, sowie Himmlers Leibarzt Gebhardt, mit seinen Menschenversuchen im KZ Ravensbrück. Zudem der Monumentalbildhauer Arno Breker, dessen Karriere nahtlos in der Bundesrepublik mit Skulpturen von Adenauer und der Olympiasiegerin Ulrike Mayfahrt weitergeht.
Mit feiner Ironie verbindet Petr Manteuffel in seinem halbdokumentarischen Roman verschiedene Erzählperspektiven mit rechtsmedizinischen und kulturhistorischen Exkursen, die den Wahnwitz der Epoche deutlich machen.
„Da haben wir ja die beste Gesellschaft hier, ein Transvestit unter der Bewachung des schwachsinnigen Gorillas draußen auf dem Flur. Das ergibt anschaulicher Weise auf engstem Raum gleich zwei unterschiedliche Stufen in der Menschheitsentwicklung nach Heckel, nicht?“
„Diese Tschechen verkriechen sich in ihren Nestern und Kellerlöchern, für Jahre… ich kenne meine Tschechen. Man muss sie flächendeckend ausrotten, das wird am besten für sie sein. Den deutschen Lebensraum erweitern. Schon Geiseln gemacht? Aus allen Lebensbereichen, Theater, Musik, Technik, Handwerk… Journalisten vor allem. Geiseln. Hochrassig, aber böswillig…“, wird der verletzte Patient Heydrich, von einer Schmerzattacke überkommen, ins Kissen beißen.