Beschreibung
Alena Zemančíková
Geschichte in indirekter Rede
Roman
Aus dem Tschechischen übersetzt von Daniela Pusch
„Einige Dinge muss man einfach machen.“
Mitten im Prager Alltagstrott erfährt Anna vom Freitod ihres Bruders. Einzige Hinterbliebene dreier Generationen ist sie plötzlich allein mit den „Dingen über die nicht geredet wurde“, und den Fragen, die nie gestellt wurden. Über die Kindheit im westböhmischen Grenzgebiet, nach der Vertreibung der Deutschen der hinterletzte Winkel der Welt und gleichzeitig eine Idylle für unkonventionelle Lebensentwürfe, die allmählich an den gesellschaftlichen und persönlichen Debakeln zerbrechen. Über diese untergegangene Welt voller Paradoxien, Frust und Entwurzelung, die die omnipräsente ‚Normalisierung‘ nach dem Prager Frühling mit sich bringt. Über zwischenmenschliche Beziehungen zwischen Himmel und Hölle, Heimat und Heimatlosigkeit, geprägt durch Anpassung, Verbote und der Ausgrenzung wegen unangepassten Verhaltens.
Scharfsinnig, ironisch und präzise erzählt Alena Zemančíková von der eigenen Freiheit, vom Suchen und Finden, Erinnern und Verzeihen und davon wie sich unsere Fehler wiederholen.
Scharfsinnig, ironisch und präzise erzählt Alena Zemančíková von der eigenen Freiheit, vom Suchen und Finden, Erinnern und Verzeihen, und davon wie sich unsere Fehler wiederholen. Sie fängt eine Epoche ein, die vergangen scheint und leicht wiederkehren könnte.
„Alle fähigen und talentierten Leute wurden in dieser Zeit rausgeschmissen, die plötzliche und ungerechtfertigte Karriere meines Vaters war nur ein Beispiel für die Ausnutzung der Dummen und die Verschwörung der talentlosen Ambitionierten.
In diesem Augenblick verstand ich, dass man auf geradem Wege nirgendwohin kommt. Ich aber konnte nicht anders als gerade denken, ich war neunzehn und die Wahrhaftigkeit in Person.
Und ich bin das älteste Glied der Familie, die Einzige, die diese Region noch kennt, ein löchriges und lasches Gedächtnis, einsamer Erzähler.“
Eine bittere Abrechnung zweier Generationen: Jene, die in der Nachkriegseuphorie das Grenzgebiet aufbauen wollten, die idealistische Auflehnung der 1960-er Jahre und ihr jähes Ende erlebten, und die ihrer Kinder, die von der Epoche der Normalisierung geformt wurden, als praktisch alles verboten war. Ihre Flucht in die innere Emigration, aus der die meisten nicht wieder herausfanden, nicht einmal nach dem Fall des Regimes.
Jakub Grombíř, Kulturní noviny
Autorenfoto © Bob Pacholik